Malerei zwischen Realität und Illusion.
Drei Künstler aus drei Generationen stehen exemplarisch für eine zwei Jahr-
hunderte übergreifende Künstlertradition einer Familie aus Mähren - Winfried
Tonner [1937-2002], sein Großonkel Alfred Roller [1864-1935] und sein Ur-
großvater Josef Roller [1833-1893].
Ausgestattet mit einer ungewöhnlichen Beobachtungsgabe und einem ebensolchen Zeichentalent, entwickelte Winfried Tonner früh seinen bekannt malerisch-expressiven Stil, der aber stets bereits die Tendenz zu festigender Kontur und räumlicher Ordnung beinhaltete. In der Auseinandersetzung mit der Neuen Sachlichkeit der zwanziger Jahre und dem Neuen Realismus der sechziger Jahre fand er zu einer sachlich-kühlen Bildsprache. In dieser er nicht nur - kritisch verfremdend - den Menschen und die Dingwelt des heutigen Alltags einfing, sondern auch Erfahrungen aus der NS-Zeit, in der er aufwuchs. Mit Gestaltungsmitteln wie der gemalten Collage - dem Bild im Bild - den Spiegelungen und Trompe l´œils schaffte er eine Welt "zwischen Realität und Illusion" (Werner Timm). Auffallend die Tektonik seiner Kompositionen, die im Spannungsfeld disparater Bildmotive Dynamik entfalten. Darin liegt eine Konstante, die sich auch in den Werken Josef und Alfred Rollers aufspüren lässt.
Winfried Tonner (1937-2002) ______________